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Die Stadt Jilemnice

Jilemnice

Die Stadt Jilemnice liegt in der Hügellandschaft im westlichen Riesengebirgsvorland (der Platz befindet sich in der Höhe von 464 m ü. M.J und hat heute etwa 6 000 Einwohner. Seit Jahren wird die Stadt als günstiger Ausgangspunkt ins westliche Riesengebirge aufgesucht, zu dessen natürlichem Zentrum sie während ihrer geschichtlichen Entwicklung wurde.

Jilemnice wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts als wirtschaftliches Zentrum der ausgedehnten Herrschaft Stepanice gegründet, die im Besitz der Herren von Waldstein (Wallenstein) war. Die geschichtlichen Quellen, die fast alle vor allem während der großen Brände vernichtet wurden, ermöglichen uns leider nicht, die Stadt in ihrer geschichtlichen Entfaltung gründlicher kennenzulernen. Der regelmäßige Grundriß des Platzes und der anschließenden Straßen läßt erkennen, daß die Stadt wahrscheinlich auf der "Grünen Wiese" entstand. Infolge seiner abgelegenen Lage entwickelte sich Jilemnice langsamer als der Herrschaft zugehörige Städte im lebhaften und fruchtbaren Binnenland. Die abgelegene Lage schützte aber die Stadt vor den Kriegsgefahren. Der Aufschwung der Stadt wurde seit 1492 im wesentlichen beschränkt, wo die Stadt und auch die Herrschaft von den Herren von Wallenstein in zwei selbständige Teile geteilt wurde.

Aus dem 15. Jahrhundert stammen die ersten Belege über den Bergbau in Jilemnice, in den folgenden Jahrhunderten wird die hiesige entwickelte Flachsverarbeitung erwähnt.

Jilemnice blieb auch nicht von den katastrophalen Folgen des Dreißigjährigen Kriegs verschont, im Jahre 1634 brannten die Schweden die Stadt nieder und verwüsteten ihre Umgebung. Jilemnice verlor den Großteil seines wirtschaftlichen Hinterlandes, die Handelsverbindungen waren für viele Jahre abgebrochen. Die Stadt wurde so arm, daß an der Errichtung der bescheidenen hölzernen Schule beide Teile der Gemeinde in den Jahren 1633 und 1683 zusammenarbeiteten und auch ein Teil vom Gemeindevermögen verkauft werden mußte. Der Handel schrumpfte das ganze 17. Jahrhundert hindurch, die hiesige Leinwand war schwer verkäuflich. Auch die Versuche, die Erzförderung zu erneuern, blieben
erfolglos.

Zunftwappen der Weber (Riesengebirgsmuseum)Eine entscheidende Wendung zum Besseren ist erst vor dem

Jahre 1701 eingetreten, wo sich beide Teile der Herrschaft und auch der Stadt unter dem Adelsgeschlecht der Grafen von Harrach wiedervereinigten, dessen Angehörigen sich durch eine bewegliche und vorausschauende Wirtschaftspolitik auszeichneten.

Die Metysova-Staße mit dem Areal des Masaryk-Krankenhauses

Die neuen Eigentümer hoben in erster Reihe das hiesige Glashüttenwesen und die Flachsverarbeitung auf das Weltniveau. Aus dem Ausland ließen sie Leinsamen von besserer Qualität einführen und luden hierher auch erfahrene Fachleute aus den fremden Ländern ein, die Einheimische bei der Verarbeitung des Flachses beraten sollten. Die Vollendungsarbeiten bei der hiesigen Leinenerzeugung wiesen nämlich schwere Mängel auf. Die Herren von Harrach ließen deswegen zahlreiche Bleichen errichten (die nächste in Jilemnice-Hrabacov), die beim Bleichen entstandenen Abfallstoffe wurden erfolgreich in der Landwirtschaft als erste künstliche Düngemittel benutzt und haben so an der Verbesserung der Bodenbewirtschaftung einen großen Anteil. Die Blütezeit der Leinenerzeugung fällt in die zweite Hälfte des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als man in der Stadt feine Batiste, Schleier und andere Gewebe von höchster Qualität webte. Die hiesigen Erzeugnisse erwarben sich einen Ruf weit über die Grenze der österreichischen Monarchie. Im Riesengebirgsmuseum in Jilemnice werden Handgarne vom Beginn des 19. Jahrhunderts ausgestellt. 296 m von diesem Garn wiegen nur ein Gramm! Bis heute handelt es sich um das feinste Flachsgarn auf der Welt.

Die Verarbeitung des Flachses wurde teils als Heimarbeit, teils in den Harrachschen Textilmanufakturen durchgeführt (die nächste in Jilemnice-Hrabacov). Auch die Einheimischen waren bemüht, auf dem Gebiet der Leinenerzeugung zu unternehmen, und vor allem aus dem Handel erzielten sie hohe Profite. Das alles beeinflußte das bauliche Antlitz der Stadt. Die alten erdgeschossigen Blockhäuser begannen den prunkvoller gezimmerten Häusern auszuweichen, es waren auch die ersten Steinbauten zu finden. Die Zahl der Einwohner wuchs ständig. Der Reichtum zeigte sich in einer Reihe von Barockstatuen in den Straßen der Stadt und auf dem Platz, vor allem dann in der monumentalen Barockarchitektur und in der wertvollen Ausstattung der St. Laurentius-Kirche.

Der Aufschwung im Ausbau der Stadt zusammen mit der Entfaltung der Wirtschaft brachte aber auch negative Begleiterscheinungen mit sich. Es kam zu verheerenden Feuersbrünsten, von denen die Stadt in den Jahren 1788, 1803 und 1838 heimgesucht wurde. Sie verwischten das ursprüngliche Gepräge der Stadt und zwangen Einheimische, ihre Häuser aus Ziegeln und Stein zu bauen. Der größte von obenerwähnten Bränden, im Jh. 1788, legte in Jilemnice 114 Häuser in Schutt und Asche und eine Reihe von übrigen Häusern war deren Beschädigung wegen geschleift.

Die St. Laurentius - KircheIn der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte das Entstehen von Spinnereien und Webereien zum Ende der Heimarbeit bei der Flachsverarbeitung, in der Textilproduktion folgte eine rasche Entfaltung der modernen Großunternehmen, wo sich Jilemnice nicht mehr durchzusetzen wußte, und der lebhafte Aufschwung, zu dem es im 18. Jahrhundert kam, ließ allmählich nach. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sorgte in der Stadt heimisches Unternehmen wieder für neuen Aufschwung.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erwachte in Jilemnice, das von seiner Gründung von der tschechischen Bevölkerung besiedelt wurde, bewußtes Nationalleben. Einen starken Impuls gab ihm vor allem der Zusammenbruch des Bach-Absolutismus, Jilemnice wurde zum Zentrum der tschechischen Bevölkerung des Riesengebirges.

Die verbesserten Verkehrsverbindungen (nach der Eröffnung der neuen wichtigen Eisenbahnlinien) beeinflußten entschieden die Entwicklung der Touristik und des Fremdenverkehrs im Riesengebirge. Im Zusammenhang mit der Entfaltung der Touristik muß die bahnbrechende Arbeit des Oberlehrers Jan Buchar aus Dolnf Stepanice, des unermündlichen Propagators der Naturschönheiten des Riesengebirges, erwähnt werden. Er war sich ökonomischer und nationaler Bedeutung der Touristik für die hiesigen Bewohner bewußt. Zu dieser Zeit begann sich Jilemnice in einen gemütlichen Ausgangspunkt ins westliche Riesengebirge zu verwandeln.

Sein Name war untrennbar verbunden mit einer anderen berühmten Tradition in Jilemnice - mit dem Skisport. Schier brachte hierher für seine Waldarbeiter der Graf Johann Harrach im Jahre 1892. Obwohl es nicht um die ersten Schier in Böhmen handelte (die erhielt schon im Jahre 1887 Josef Rössler Orovsky in Prag), bürgerte sich der Skisport hier ein und wurde von allen Schichten der Bevölkerung ausgeübt. Jilemnice wurde zum bedeutendsten Zentrum des Skisports in Böhmen und mit vollem Recht nennt man es "Wiege des böhmischen Skisports". Bereits im Jahre 1893 organisierten die hiesigen Schiläufer den ersten Ausflug in die Berge und nur ein Jahr später wurde hier der Skisportverein "Böhmischer Riesengebirgssportverein Ski" gegründet. Der Skiklub begann Wettbewerbe zu veranstalten und zusammen mit dem Prager Skiklub spielte er in der Entwicklung dieser Sportart eine sehr wichtige Rolle. Aus Jilemnice stammen viele hervorragende Schiläufer: wie z. B. Bohumil Hanc (1913 kam er bei einem Schilanglaufwettbewerb ums Leben), weiter dann Jaroslav Cardal, Eva Paulusovä, Stanislav Henych, Kveta Jeriovä-Peckovä u. a. Bisher bleibt in Jilemnice die Kaderschmiede für Wintersportarten, Nachwuchsgruppen betreut man u. a. in den spezialisierten Klassen der hiesigen Grundschule und auch am Gymnasium.

Erwähnenswert ist ebenfalls die Entwicklung des Schulwesens in Jilemnice in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben dem wesentlich größeren Netz von Grundschulen entstand im Jahre 1873 die Textilfachschule, wo die Fachleute für unsere Textilindustrie bis jetzt ausgebildet werden. Im Jahre 1913 wurde das Gymnasium gegründet, damals als die erste tschechische Mittelschule im Riesengebirge.

Die vielversprechende Entwicklung der Stadt schritt in der Zeit zwischen beiden Weltkriegen fort, sie wurde erst durch das Münchner Abkommen gebremst, dabei geriete nauch einige rein tschechische Dörfer des ehemaligen Bezirkes Jilemnice in das an Deutschland abgetretene Gebiet, die Staatsgrenze verlief in der Nähe der Stadt und die ökonomischen Beziehungen und auch der Fremdenverkehr wurden größtenteils lahmgelegt. Nach dem Krieg kam es in der Stadt zu großen Veränderungen, vor allem in der Struktur der Industrie. Textilfabriken (heute sind hier AG Technolen und AG Hybler zu finden) wurden teilweise durch den Maschinenbau (heute AG Ateso, Herstellung vom Autozubehör) und durch die Nahrungsmittelindustrie (AG Cutisin, der einzige Hersteller von Kunstdärmen in der Tschechischen Republik) ersetzt. Im Zusammenhang mit diesen RathausVeränderungen entwickelte sich auch die Struktur der Bevölkerung.

Obwohl die Stadt nach wie vor als Ausgangspunkt ins westliche Riesengebirge diente und Millionen Besucher pro Jahr sie durchwanderten, konnte Jilemnice während des vorigen Regimes daraus keine Vorteile ziehen und begann allmählich sein Gepräge eines gemütlichen Erholungsortes zu verlieren. Es gehört zu den dringenden Aufgaben der jetzigen Epoche, dieses Gepräge zu beleben, den historischen Stadtkern zu erneuern und die Stadt mit allem auszustatten, was die Touristen zu ihrer Bequemlichkeit brauchen.

Aus Jilemnice stammen viele bedeutende und berühmte Persönlichkeiten: Im Jahre 1836 wurde hier der Geologe von Weltbedeutung Frantisek Posepny geboren, der Gründer der Lagergeologie. Als hervorragender Chemiker wurde Josef Hanus (1878-1952) berühmt, zu dessen Ehren man bis heute die Hanus-Plakette verleiht. Allgemeiner Beliebtheit erfreut sich das Werk des Schriftstellers Jaroslav Havlicek (1896-1943), eines unserer größten Epiker zwischen beiden Weltkriegen (Romane Neviditelny (Der Unsichtbare), Petrolejove Lampy (Die Petroleumlampen), Synäcek (Das Söhnchen), Barbora Hlavsovä), für den Jilemnice die wichtigste Quelle der Inspiration darstellte. Der Schriftsteller Jan Weiss (1892- 1972) zählt zu den Gründern der tschechischen Sci-fi. Unauslöschlich ist Zdenko Feyfar (1913) in die Geschichte der tschechischen künstlerischen Photographie eingegangen. Eine dominante Stellung in seinem Werk nehmen das Riesengebirge und Prag ein.

Aus Vichovskä Lhota, das unweit von Jilemnice liegt, stammt Frantisek Kavan (1866-1941), einer der größten tschechischen realistischen Landschaftsmaler.

 
Projekt Implementierung von der CAF in Jilemnice

Projekt "Implementierung von der CAF in Jilemnice" Nummer: CZ. 1.04/4.1.01/53.00038. Dieses Projekt wird mit Hilfe von ESF durch das Operationsprogramm Humanressourcen und Beschäftigung und den Staatshaushalt der Tschechischen Republik finanziert. Dank des Projekts erwarb Masaryk-Stadtkrankenhaus in Jilemnice 2011 diese Web-Seiten.